Text und Fotos: Matthias Weinhold

Vortrag «Weinkanton Aargau»Vortrag und Degustation zum Thema
«Der Weinkanton Aargau»

Yannick Wagner stellte in seinem Vortrag am 31. Oktober 2023 einem Kreis von 25 Interessierten die Geschichte des Weinanbaus, das Auf und Ab sowie einen Ausblick in die Zukunft des Weinbaus im Aargau vor.

Vor der Degustation gibt es viele Informationen zum Thema WeinbauZu Beginn stellte er sich kurz vor: Zum ersten Mal kam er mit dem Weinbau in Kontakt bei einem Ferienpraktikum auf einem Weingut in der Region Corbières in Südfrankreich. Zurück in der Schweiz machte er eine Ausbildung als Chemielaborant, bis die Einberufung zum Militär erfolgte.

Da ihn das Thema «Wein» mehr interessierte als die Chemie, machte er ab 2011 eine zweijährige Lehre bei einem Winzer in Wädenswil. Danach absolvierte er die höhere Fachschule (FH) in Changins im Fachbereich Wein und Önologie und arbeitete vier Jahre bei Andreas Meier in Würenlingen als Önologe. Seit 2021 ist er als Fachspezialist Weinbau (frühere Bezeichnung: «Rebbaukommissär») beim Kanton Aargau in Liebegg angestellt. Seine Aufgaben sind Kontrollen in allen Weinbau-Bereichen sowie die Aus- und Weiterbildung von Winzern.

Ausführungen zur Geschichte des WeinbausDie Geschichte des Weinbaus begann ungefähr 8000 v. Chr. in Persien, wo Wildreben zum ersten Mal kultiviert wurden. Um 3000 v. Chr. gelangen Rebstöcke bis ins Jordantal, um 800 v. Chr. fingen die Etrusker mit Weinbau an, die Römer brachten schliesslich mit ihren Soldaten auch Rebstöcke bis in den Aargau.

Die Aargauer WeinanbaugebieteYannick Wagner ging dann ausführlich auf die Geschichte des Weinbaus im Aargau ein. Von der ersten urkundlichen Erwähnung 1023 über die grösste Ausbreitung im Jahr 1881 mit 2681 ha bis zur Reduzierung der Anbauflächen durch Reblausbefall um 1900 auf weniger als 1000 ha. 1920 war der ganze Aargau befallen und 90 % der Flächen wurden gerodet.

In einer Rebschule in Würenlingen wurde 1920 eine Lösung gefunden: Auf einen amerikanischen Wurzelstock wurde eine europäische Edelrebe aufgepfropft. Mit dieser Kombination bekam man die Reblaus in den Griff.

Die Weinbaugebiete heute liegen zwischen 52° nördlichen und 45° südlichem Breitengrad, lokale Gebiete gibt es in Südafrika, Südamerika und Süd-Australien. Durch den Klimawandel wird eine Verschiebung Richtung Norden bis 2040 erwartet.

Die Rangliste der weltweit angebauten Rebsorten und deren Anbauflächen:Yannick Wagner beeindruckt mit seinem grossen Fachwissen

1. 

Cabernet Sauvignon

300'000 ha

2.

Merlot

275'000 ha

3.

Airén (weiss)          

250'000 ha

4.

Tempranillo

235'000 ha


Weltweit betragen die Anbauflächen 7'500'000 ha, davon 15'000 ha in der Schweiz und von diesen 4'700 ha im Kanton Wallis. In der Deutschschweiz werden hauptsächlich Riesling-Silvaner (in D: Müller-Thurgau) und Pinot Noir (Blauburgunder) angebaut.

Der Aargau ist der viertgrösste Weinbaukanton der Deutschschweiz mit 384 ha Anbaufläche und den Hauptsorten Pinot Noir (48 %) und Riesling-Silvaner (17 %), wobei 96 % ein AOC-Siegel tragen und nur 4 % als Landwein deklariert werden.

Auch die aktuelle Entwicklung von pilzresistenten (PIWI-) Sorten kamen zur Sprache, sie machen aktuell 8 % der Anbaufläche aus. Das heisst, wir müssen uns mit neuen Sortennamen vertraut machen, z. B. Cabernet Jura, Sauvignac, Johanniter, Prior oder Souvignier gris.

Ein paar Sätze über den Aargauer Staatswein schlossen seine Ausführungen ab: bis vor 18 Jahren wurde dieser von der Rebbauschule in Frick geliefert, dann wurde die «Staatsweinkürung» eingeführt, an der alle Aargauer Winzern teilnehmen dürfen.

Konzentriertes Zuhören bei der WeinvorstellungAbschliessend beantwortete Yannick Wagner noch ein paar Fragen aus dem Publikum. Die Zuhörerinnen und Zuhörer verdankten die spannenden Ausführungen des Experten mit warmem Applaus.

Für die anschliessende Degustation hatte er 2 rote und 2 weisse Spezialitäten ausgesucht, jeweils eine konventionelle und eine PIWI-Sorte, und er stellte nacheinander jeden Wein mit seinen typischen Merkmalen vor. Dabei umfasste die Einschätzung der Degustierenden die ganze Bandbreite der Geschmackserlebnisse.

Ganz herzlichen Dank an Peter W. Frei für die Organisation dieses speziellen Sanavita-Anlasses.