Text: Elisabeth Salchli

Felix Mendelssohn by HenselWunderkinder der Musikgeschichte

Bericht über das Konzert der argovia philharmonic in der Stadtkirche Brugg am 26. Oktober 2024

Dies ist kein Bericht über den Inhalt des Konzerts, sondern über das, was ich gesehen, gehört und gestaunt habe, was mich berührt und einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat.

Elisabeth Kuhnt hat als umsichtige Organisatorin solcher Anlässe und in verdankenswerter Weise erneut eine beachtliche Anzahl bester Plätze für die Mitglieder des forum-60-plus besorgen können.

Nach 19 Jahren trat das aargauische Philharmonie-Orchester erstmals wieder in der Stadtkirche in Brugg auf, die an diesem Abend fast bis auf den letzten Platz besetzt war.

Der Einführungsvortrag der Musikhistorikerin Dr. Verena Nägeli war natürlich ein Genuss für Aug' und Ohr und machte so richtig neugierig auf das Konzert selber. Diese Frau ist bewundernswert mit ihrem immensen Wissen, aber auch in der Art, wie sie die Zuhörerinnen und Zuhörer 45 Minuten vor Konzertbeginn mitnimmt auf eine kurze Reise durch das Programm. Ihr Referat über alles Wissenswerte zu diesen Werken und ihrer Komponisten und diesmal auch eine Komponistin, zu Hintergründen und historischen Begebenheiten kommt unglaublich frisch, lebhaft und bildlich bei Zuhörerinnen und Zuhörer an. Man könnte ihr noch lange zuhören und zusehen, wie sie mit Körpereinsatz Ausschnitte aus dem Konzert vorstellt. Frau Nägeli versprach uns – zu Recht – ein unvergessliches Hörerlebnis für diesen Abend:

Ouvertüre in C-Dur von Fanny Hensel, der älteren Schwester von Felix Mendelssohn, war eine begabte Pianistin und Komponistin von Klavierstücken und Liedern, deren musikalische Ausbildung dadurch beschnitten wurde, weil sie eine Frau war. Öffentlich aufzutreten wurde ihr verwehrt, ihr Können durfte sie nur an den sog. Sonntagsmusiken, einem hochkarätigen Künstlertreff im Hause Mendelssohn, präsentieren. Sie schuf die Ouvertüre im Alter von 27 Jahren. Diese Musik war für mich einfach wunderschön, modern und sehr harmonisch (ich könnte in diesen Klängen baden).

Violinkonzert in D-Moll von Felix Mendelssohn, der dieses Konzert im Alter von 13 Jahren komponierte. Unglaublich, welche Fülle und Kraft dieses Werk aussendet. Besonders innig war der zweite Satz, das Andante, bevor dann im virtuosen Schlusssatz der Solist sein grosses Können zeigte. Der Solist Sebastian Bohren stammt aus Umiken und spielt auf allen international renommierten Bühnen als Violinvirtuose. Ein berührender Moment: als Zugabe spielte er ein Stück von Bach, welches er seiner Grossmutter widmete, die im Spital ist.

Sinfonie Nr. 4 in C-Moll von Franz Schubert «die Tragische» schrieb dieser im Alter von 19 Jahren. Ein sehr energiegeladenes Werk mit einem gewissen Pathos. Auffallend waren die vier Hörner, eine Instrumentierung, die Schubert in keiner anderen Sinfonie gewählt hat.

Die Dirigentin Izabele Jankauskaite aus Litauen begeisterte durch ihre fulminante Art, das Orchester zu führen. Sie lebte förmlich die Musik, die sie dirigierte.

Mit all dieser wunderbaren Musik im Herzen bedanke ich mich bei Elisabeth Kuhnt für die Organisation dieses wunderschönen Konzertabends.

Alle Konzerte sind auf YouTube in verschiedenen Interpretationen zu finden.