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Text: Matthias Weinhold  Fotos: Myrtha Schmid, Matthias Weinhold

«Immer den Wegweisern nach»Viele Antworten auf die Frage: Pilgern – Sinnsuche, Abenteuerlust oder was?

Diese Frage beantwortete Myrtha Schmid mit ihrem sehr gut besuchten Diavortrag am 29. November 2022 in der Sanavita AG in Windisch. «Pilgern ist nicht schwer: man läuft einfach den Wegweiser nach.»

Mit dem Thema Pilgern beschäftigte sie sich schon in jungen Jahren, aber erst um die Jahrtausendwende realisierte sie nach

über 30 Jahren ihren Traum – einmal als Pilgerin auf dem Jakobsweg bis nach Santiago de Compostela unterwegs zu sein. Myrtha Schmid beeindruckt mit ihren Pilger-ErfahrungenAls Eignungstest diente ihr eine 6-stündige Wanderung in einer kleinen Gruppe, danach fühlte sie sich bereit, dieses Vorhaben umzusetzen.

... vorbei an blühenden Wiesen ...Grundsätzlich bedeutet Pilgern, Abstand vom hektischen Alltagleben gewinnen, viele Begegnungen mit Menschen und das Kennenlernen sehr abwechslungsreicher, herrlicher Landschaften. In keiner anderen Tätigkeit hat der Satz eine höhere Bedeutung – der Weg ist das Ziel.

Stärkung für den weiteren WegIn der ersten Hälfte des Vortrags schilderte Myrtha Schmid in Wort und Bild ausführlich ihr erstes Pilgerabenteuer auf dem Jakobsweg. Im April 1999 starteten sie zu dritt von Le Puy in der südlichen Mitte von Frankreich, und sie erreichte später alleine Santiago de Compostela.

... durch karge Landschaften ...Nach ihrer Erfahrung beginnt jeder neue Tag mit «Anlaufschwierigkeiten», sei es, dass einem irgendetwas weh tut, man selbst ermüdet oder das Wetter alles andere als einladend ist. Als sie eines Tages zu erschöpft war, den Weg fortzusetzen, legte sie einen Ruhetag ein und besuchte den Gottesdienst. Der Priester hatte anscheinend mitbekommen, dass sie auf dem Jakobsweg unterwegs war und wünschte zum Abschluss des Gottesdienstes «viel Kraft für die Pilgerin aus Suisse».

... zur Kathedrale von Santiago de CompostelaUm die Jahrtausendwende waren nicht allzu viel Pilgernde auf dem Jakobsweg unterwegs, aber inzwischen sei er der meistbegangene Pilgerweg in Europa, und die vielen Menschen erschwerten die Rückbesinnung auf sich selbst. Ein Pilger-Zertifikat erhält man nach mindestens 100 km Pilgerweg, bestätigt durch Stempel im Pilgerausweis. Sie selbst habe ca. 1600 km auf sehr unterschiedlichen Untergründen erleben dürfen.

Startpunkt des Pilgerwegs in PassauWegen dieses «Pilgern in Massen» empfiehlt Myrtha Schmid andere Pilgerwege, die mehr Einkehr und tiefgreifendere Erfahrungen böten. Vor ein paar Jahren nahm sie ganz alleine verschiedene Pilgerwege auf der Route von Passau zum Bodensee unter die Füsse. Um abgelegene Kirchen und Kapellen besuchen zu können, wurde der Weg auch einmal mit dem Velo oder dem Bus zurückgelegt. Und das Kloster Andechs am rechten Ufer des Ammersees erreichte sie mit dem Schiff.Mit dem Schiff zum Kloster Andechs am Ammersee

Im Jahr 2007 sei sie nur die letzte Tagesetappe des Mariazeller Wegs in Oberösterreich gelaufen, zum Teil mit einer Schulklasse, die erste Pilgererfahrung machen wollte.

Pilgerweg Loccum – VolkenrodaEtwas ausführlicher ging Myrtha Schmid auf einen ökumenischen Pilgerweg in Niedersachsen und Thüringen ein. Dieser verbindet seit 2005 wieder die beiden Zisterzienserklöster Loccum und Volkenroda mit einem rund 300 km langen Pilgerweg entlang der Weser und über das Wesergebirge, den Vogler und den Solling. Aus Zeitmangel konnte sie nur einzelne Etappen unter die Füsse nehmen. Dieser Pilgerweg sei wegen fehlender Infrastruktur (Herbergen und Gasthäuser) fast unmöglich ohne Internetzugriff zu bewältigen.

Diese Geschäfte gibt es in den meisten PilgerortenAls Fazit zum Thema Pilgern führt sie die Suche nach dem (Lebens-)Sinn an, aber auch die Lust am Unterwegssein und das Abenteuer. Wie bei vielen Vorhaben, die man umsetzen will, gilt vor allem hier: das Wichtigste ist der erste Schritt.

Konzentriert verfolgen die Zuhörenden den VortragHerzlichen Dank an Myrtha Schmid für die aufwändige Vorbereitung. Man konnte ihre Begeisterung für das Pilgern und für die Wanderreisen problemlos nachvollziehen, und die Zuhörenden dankten ihr mit einem wohlwollenden Applaus.