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Text und Fotos: Rosemary Feuermann

Der erste Mutige ist auf dem Weg nach untenBesichtigung Belinda-Loch in Habsburg am 14. Oktober 2022

Das Wetter war nicht auf dem Höhepunkt, es regnete, und trotzdem haben sich 13 Mitglieder vom forum 60 plus mit Stiefel und Regenmantel ab dem Parkplatz vom Schloss Habsburg auf dem Weg gemacht, das sogenannte «Belinda Loch» in Habsburg zu erkunden.

Dr. Johannes Jenny, Projektleiter Pro Natura führte die Besichtigung mit Hilfe von Stefan, dem Partner von Rosemary Feuermann, und der Möglichkeit zum Abstieg ins Belinda-Loch durch.

Besammlung auf dem Parkplatz von Schloss HabsburgDiejenige mutigsten 7 (von 13 in der Zahl) sind ohne Furcht, aber mit sehr viel Respekt die 8 Meter lange Leitern nach unten geklettert und konnten zum Teil nicht fassen, was hier zum Vorschein kam. Später konnten sie mit Stolz sagen «ich war dabei».

Schacht aus Betonsröhren mit Zugängen für FledermäuseZur Natur gehören nicht nur Pflanzen und Tiere, sondern auch die wichtige Grundlage Geologie. Beschaffenheit, Relief und Chemie des Bodens bestimmen zusammen mit dem Klima, welche Pflanzen und Tiere zu einer bestimmten Zeit, an einem bestimmten Ort leben. Wichtige treibende Kraft der Geologie ist die so genannte Kontinentaldrift. Die Kontinente werden langsam auf unserer Erde herum geschoben und sorgen für Action: Afrika stösst z.B. seit 25 Millionen Jahren nach Norden, lässt Vulkane Feuer spucken und faltet in Europa Alpen und Jura auf.

Neu erstellter Zugangsschacht So kommt es, dass wir in Habsburg 200 Millionen Jahre alte Ablagerungen aus einem tropischen Meer finden, in dessen Fluten einst Ammoniten gondelten und delfinartige Ichthyosaurier jagten und an dessen Gestaden 30 Tonnen schwere Prontosaurier stapften.

Blick in den «zweiten Raum»Vor «kurzem» – mindestens 170 Jahre, vielleicht ist es auch viel länger her – gruben Menschen aus unbekannten Motiven in die verformten, zu Gipskeuper verfestigten Meeresablagerungen kunstvolle Kavernen. Sie wurden zugedeckt und vergessen. Um 2015 herum brach ein Teil der Decke ein, was wenig Beachtung fand, bis 2017 das Rind Belinda ins Loch stürzte und in einer spektakulären Aktion mit Feuerwehr und Grosstier-Rettungsdienst gerettet wurde.

Rätselhafte Bearbeitung der WändeDie Kantonsarchäologie deutete die Kaverne zunächst als Zisterne. Als Pro Natura das Wasser herauspumpte, kam ein sorgfältig in den Fels geschlagener Torbogen zum Vorschein. Beim Abstieg sind Gummistiefel zu empfehlenEine Spezialistin aus Wettingen glaubt, es handle sich um einen «Erdstall». Das sind uralte, geheimnisvolle unterirdische Gangsysteme, wie sie auch in Frankreich, Deutschland und Österreich gefunden wurden.

Ältere Habsburger interpretierten die Höhlen als Bergwerk und erinnerten an Erzählungen über zwei Dorforiginale, welche samt Fuhrwerk in einem derartigen Stollen verschwunden seien. Pro Natura Aargau möchte das Rätsel lüften, doch der Weg ist – zwar nicht steinig – aber doch sehr lehmig.

Der kurzfristig vorbereitete Apéro wurde sehr geschätztNach der Führung traf man sich noch zu einem kleinen Imbiss mit Wein und Kaffee bei Rosemary & Stefan in ihrer dafür gemütlich eingerichtete Garage! (Restaurant Schloss Habsburg hatte geschlossen!) Dort ging die Diskussionen über das Erlebte angeregt weiter.

Dr. Johannes Jenny gab gern weitere Auskünfte… und wie geht es weiter? Es sind noch mindestens 10 m3 Schlamm vorhanden, welcher aus dem Berg rausgenommen werden sollte. Diese könnten eventuell von Hand in Kessel gefüllt und wie bei einem Sodbrunnen über eine Rolle herausgezogen werden. Die Idee ist, diese Arbeit durch Freiwillige zu realisieren.

Alle geniessen den Apéro bei Rosemary und Stefan in der GarageHier noch ein paar Eckdaten:
Die Tiefe bis zum Dreck ist jetzt ca. 8 Meter, das Gewölbe liegt ca. 3,5 Meter unter Tage. Ca. 3 bis 4 m3 Schlamm sind schon weg und es sind noch mindestens 10 m3 herauszuholen.