Von: Fredy Studerus2020 01 22 Spieldosenmuseum 01

Reportage vom 22.01.2020: Klingendes Gold in Seewen SO

Der erste Ausflug im Jubiläumsjahr des forum 60 plus führte ins Museum für Spielautomaten in Seewen SO. Die 17 Angereisten bereuten diesen Anlass im „Januarloch“ keine Sekunde. Frau Gisela Mendelin, Fachreferentin Museum für Musikautomaten, verstand es,...

hochspannende und witzige Geschichten und Hintergründe über diese klingenden und optischen Meisterwerke zu erzählen.

2020 01 22 Spieldosenmuseum 02Das grandiose Prunkstück des Museums ist wohl die automatische Philharmonie-Orgel, die sich im Klangkunstsaal befindet. Sie wurde 1912 von der Firma Welte erbaut und auf der Britannic, dem Schwesterschiff der Titanic installiert. Da dieser Luxusdampfer im ersten Weltkrieg als Lazarettschiff genutzt wurde, entfernte man die Orgel wieder vor dem ersten Auslaufen.

Über diverse Besitzerwechsel und dem Gründer des Museums, Heinrich Weiss, gelangte die „von Geisterhand“ gespielte Orgel nach Seewen SO. Erst bei Restaurierungsarbeiten im Jahre 2007 wurden an normalerweise nicht zugänglichen Stellen die Britannic-Hinweise gefunden. Frau Gisela Mendelin, welche die kostbaren Zeitzeugen nur mit OP-Handschuhen anfasste, nahm den Giganten für uns in Betrieb und entlockte ihm einen Klassiker, den „Blumenwalzer“ von Tschaikowsky.

2020 01 22 Spieldosenmuseum 03Im Werkstattsaal erklärte uns Frau Gisela Mendelin das Innenleben der Musikstars von gestern. Grundsätzlich wird bei den Papierrollen-Musikträger der pneumatische Unterdruck für die Steuerung, und der Überdruck für den Druck auf die Pfeifen oder Flöten verwendet.

Im Tanzsaal imponierte eine Orgel mit drei eingebauten Geigen, die auch wirklich wie aus Geisterhand spielten. Vor mehr als hundert Jahren beeindruckte eine weitere Orgel durch eine eingebaute Art Farbfenster, in der sich eine Windmühle drehte und ein Schiff sich bewegte. Wohl der erste Farbfilm weit und breit.

Im Salon Bleu wähnten wir uns in gehobenen Unternehmer-Kreisen, aber 100 Jahre zurückversetzt. In alten Polstersesseln sitzend liessen wir uns die klingenden und optischen Meisterwerke vorführen. Eine solch aufwendige Orgel kostete damals ca. gleich viel wie ein Einfamilienhaus.

2020 01 22 Spieldosenmuseum 04Leider verflogen die 1,5h, die die Führung dauerte viel zu schnell. Mit einem grossen Applaus verabschiedeten sich die Teilnehmer bei Frau Gisela Mendelin für ihre sehr interessanten Ausführungen.

Beim Verlassen des Museums spielte uns im Foyer die grosse Mortier-Jahrmarktorgel lautstark noch einen Tanz-Hit der damaligen Zeit vor.

Fredy Studerus