Text: Elisabeth Salchli Folien: Dr. Heinz Rüegger
Bericht über den Vortrag «Selbstbewusst älter werden statt möglichst lange jung zu bleiben»
Für den 100. Vortrag am 29. April 2025, organisiert von Sanavita und forum 60 plus, haben die Organisierenden etwas ganz Besonderes gefunden. Für einmal war es ein Thema, von dem ausnahmslos alle Anwesenden betroffen sind: wir altern, unaufhörlich und unwiderruflich. Alles, was lebt altert. Das Leben ist eine Abfolge von Lebensphasen.
Robert Kramer durfte die zahlreich erschienenen Zuhörenden herzlich begrüssen und den Referenten Dr. Heinz Rüegger, Gerontologe und Ethiker, willkommen heissen.
Der bekannte Spruch: «Alle wollen lange leben, aber niemand will alt werden», ist ein Paradoxon. Das will ein riesiger, einträglicher Markt von Kosmetik, Ernährungswissenschaft, allen Abteilungen der Medizin, Bio-Engineering und Fitness-Angebote unterstützen. Longevity und Anti-Aging sind die Zauberworte.
Heute haben Frauen eine Lebenserwartung von 85 Jahren, Männer von 81 Jahren, angestrebt werden sollen, nach der Longevity-Philosophie, für alle mindestens 100 bis 120 Jahre, aber möglichst mit den Möglichkeiten, dem Aussehen und der Vitalität, wie wir sie in der Mitte unseres Lebens hatte. Auch wird uns eingetrichtert, dass wir nur gut altern würden, – wenn schon –, wenn wir Vollgas geben. Hinter dem Krieg gegen das Altern steht das negative Altersbild. Alt aussehen ist schon fast anrüchig.
Eine alternde Gesellschaft braucht aber alte Menschen, die zu ihrem Alter und dessen Herausforderungen stehen.
Der Jugendkult macht es nicht einfach, alt zu werden und kann zu Altersdiskriminierung führen, was lebensfeindlich ist.
Positiv alt werden heisst, sich weiterentwickeln, in jeder Lebensphase intensiv leben, aber in keiner stehen bleiben! Jede Phase bietet neue Chancen. Nicht «for ever young» sondern «own your age».
Etwa ein Drittel unseres Lebens sind wir älter und alt. Wir haben die Möglichkeit, unsere eigenen Interessen zu pflegen, Musse zu zelebrieren, neue soziale Rollen einzuüben und vor allem zu lernen, mit Minderungen und Verlusten umzugehen ohne zu verbittern. «Schön war’s, aber jetzt ist genug». Ansprüche an sich zu minimieren heisst, mit der eigenen Fragilität umzugehen, Abhängigkeiten zuzulassen und Hilfe annehmen zu lernen.
Herr Dr. Rüegg meint: Wer lernt, sich seine eigene Endlichkeit vor Augen zu halten, bekomme ein neues Vertrauen in sich selbst. Herzlichen Dank für die wertvollen Denkanstösse.
Aus bekanntem Anlass wurde auf der Terrasse des Sanavita AG von den Veranstaltern ein reichhaltiger Apéro offeriert. Herzlichen Dank auch dafür.
Elisabeth Salchli